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Klassiker: Mineralien aus Ste.-Marie-aux-Mines im Elsass

Rechtzeitig zur Jubiläumsbörse in Ste.-Marie-aux-Mines erschien im Juni 2013 ein neues Buch von Alain Martaud, der den Bergbau und die Mineralien der alten Silberstadt im Elsaß vorstellt.

Die Mineralien von Sainte-Marie-aux-Mines

Alain Martaud ist den Lesern der MINERALIEN-Welt kein Unbekannter - als Autor der „Höhle der grünen Aragonite“ verdanken sie ihm u.a. den schönen Artikel über die prächtigen grün gefärbten Aragonite in einer Höhle in den südfranzösischen Montagne Noir. Martaud ist seit langer Zeit dem Bergbau und den Mineralien der Vogesen verfallen - und so nimmt es kaum Wunder, dass er 2012 von der Verwaltung des Ortes beauftragt wurde, ein Buch über die Mineralien von Sainte-Marie-aux-Mines zu schreiben.
Nun - was sind eigentlich „die“ Mineralien von „Ste.-Marie“ und was macht sie aus?
Das Lagerstättenrevier ist vor allem berühmt für seine spektakulären Silbermineralien (gediegenes „Locken-“ und „Dendritensilber“, Argentit/Akanthit, Proustit, Pyrargyrit, ...) und seinen Arsen-Reichtum, der neben den herrlichen Stufen mit Aggregaten und Kristallen gediegenen Arsens auch zur Bildung unglaublicher Mengen von Erdalkali-Arsenaten wie Pikropharmakolith, Pharmakolith, Fluckit, Sainfeldit, Phaunoxit, Hörnesit, Haidingerit, Rauenthalit, Weilit und Guérinit führte. Eine Reihe dieser Mineralien haben Weltgeltung erlangt. Dazu gesellen sich Sulfide und Sulfosalze wie Galenit, Sphalerit, Chalkopyrit, Safflorit, Löllingit, Rammelsbergit, Bournonit und Fahlerze, Gangarten wie Calcit, Aragonit, Dolomit, Ankerit und Siderit sowie Quarz und Fluorit. Neben den Ca-Mg-Arsenaten wurden auch schöne Stufen mit Buntmetall-Sekundärmineralien wie Tirolit, Cornwallit, Chalkophyllit, Klinoklas, Parasymplesit, Mrazekit und Erythrin bekannt. Die Stücke stammen aus den bekannten und großen französischen Museen, aber auch dem British Museum in London sowie den berühmten Museen in Lausanne und Luxemburg, aber auch von bekannten Amateur- und Privatsammlern. Eine Mineralstufe stammt sogar aus dem Besitz von Gaston d'Orleans, dem jüngeren Bruder von König Ludwig XIII!
Bei dem vorliegendenden Buch handelt es tatsächlich vor allem um ein Buch über die Mineralien von Ste.-Marie. Die Geologie und Bergbaugeschichte werden nur angerissen - hier liegen bereits andere, umfangreiche Werke vor.
Die in dem gewichtigen neuen Bildband abgebildeten Stufen sind zum allergrößten Teil hervorragend - einige besitzen wirklich Weltklasse, andere gehören für Ste.-Marie zum Besten, was dieses Lagerstättenrevier je geliefert hat. Und das Wichtigste ist: die Mineralien sind kongenial in Szene gesetzt! Eine Reihe von Fotografen, unter denen der Rezensent vor allem Louis-Dominique Bayle, Paul Debondt und André Marent nennen möchte, haben hier wirklich Hervorragendes geleistet. Dazu gesellen sich in opulenter Weise Reproduktionen schöner alter Stiche und Fotografien der Bergleute und Bergwerksanlagen. Nicht zu vergessen sind auch die Abbildungen der alten Etiketten der zum Teil jahrhundertealten Stufen.
Der Text ist dreisprachig - für die Übersetzung ins Deutsche sorgte der Tübinger Petrologieprofessor Gregor Markl. Hier findet sich alles, was man von einem Buch über die Mineralien einer Lagerstätte erwartet: Beschreibung der Ausbildung des jeweiligen Minerals, seinen Begleitmineralien, seiner speziellen Fundorte und seiner besten und spektakulärsten Vertreter in Ste.-Marie, Dazu kommen gelegentlich auch kleinen Anekdoten und eben die Informationen, die man nur als gewiefter Kenner der Materie - wie es Alain Martaud ganz eindeutig ist - präsentieren kann.
Ein Fazit zu ziehen fällt bei diesem Buch leicht - es ist ein Bijou in wahrsten Sinne des Wortes. An den Autor und die Fotografen: Chapeau! An die Leser dieser Rezension: Unbedingt kaufen! - Steffen Jahn

Alain Martaud: Haut-Rhin – Alsace – France. Les Mineraux de Sainte-Marie-aux-Mines. Erschienen bei Les Éditions du Piat, Saint-Julien-du-Pinet, 2013. Format 24,0 × 31,0 cm, gebunden. 207 Seiten, 356 Fotografien, 34 Dokumente (Gravuren, Zeichnungen, Etiketten etc.), 3 ganzseitige Karten. Trilingual in französischer, englischer und deutscher Sprache.